ROCKER CLUB`s
Text: Michael Kraftstoff Fotos: Internet
Reden wir doch nicht lange darum herum: Kaum eine Subkultur
fasziniert uns so sehr, wie die Welt der Rocker.
Dieser Mythos von Bruderschaft unter Motorrad-Nomaden, die sich selbst an den Rand der Gesellschaft stellen und den Anspruch erheben, dass für sie nur die eigenen Gesetze gelten.
Lange
Zeit galt "das Motorradfahren an sich" schon als Geste des Widerstandes – nichts
anderes ist die Message des Kultfilm „Easy
Rider“ aus dem Jahre 1969:
Peter Fonda und Denis Hopper verkörpern als Einzelgänger und
Zivilisationsflüchtlinge die modernen Nachfahren der einstigen Outlaws längst
vergangenen Wild-West Zeiten.
Marlon Brando dagegen war in „The Wild One“ der definitiv erste
Rocker, den wir jemals zu Gesicht bekamen.
Als Getriebener zwischen Macho-Gehabe und Liebessehnsucht, war er der Anführer einer wilden Motorradbande, von der die brave Landbevölkerung in Angst und Schrecken versetzt wurde.
Die Filmbranche erkannte sehr schnell die Faszination, die
von den geheimen Bruderschaften der echten Motorradrocker auf junge Menschen ausging.
Und ständig kamen neue Hardcore Motorradfilme in die Kinos: The
Wild Angels, Wherewolfs on Wheels…
...der Mythos explodierte genau zu dem Zeitpunkt, als in der realen Welt der imaginäre Pakt zwischen Hippies und Rockern ein für alle Mal zerbrach. In Altamont, im Dezember 1969:
Die "Hells Angels" wurden als "Sicherheitskräfte" engagiert, brachten aber ihre eigene Kultur in den Zuschauerraum und trugen Mitschuld am Tod des afroamerikanischen Musikfans Meredith Hunter.
Mick Jagger war geschockt und lud die Schuld des Todes von Hunter auf seine Schultern - bis zum heutigen Tag hat er dieses Trauma nicht überwunden.
Nur noch eines blieb den Rockern und den Hippies gemeinsam.
Der gemeinsame Gegner: Konkret war das die Polizei, der Staat und das bürgerliche Establishment. Bis heute.
Als in zunehmenden Masse die blutigen und länderübergreifenden Auseinandersetzungen innerhalb der Rockerszene ausser Kontrolle gerieten und nahezu täglich die Medien füllten, kam es zu einer starken Entmythologisierung, ja sogar Trivialisierung des einst fast ehrenhaften Rockerbildes:
"Ein Rocker mag zwar ein gefährlicher Aussenseiter der Gesellschaft sein, aber zumindestens ist er ein ehrlicher Aussenseiter".
Und man hält sich besser fern vom Geschehen und von den undurchsichtigen Ritualen und Regeln der Mitspieler - zu leicht kann man dabei unbeabsichtigt zwischen die Fronten geraten.
Was zurück bleibt ist ein Mythos, wenn auch ein verblassender.
Tief in unserer Seele empfinden wir scheinbare Sympathien für Rockerclubs, die gleichzeitig aber auch mit einer starken Ablehnung gepaart ist.
Von allem Alles und doch von allem Nichts.